Waldeck-Frankenberg – Müllverbrennung Korbach: MVV-Statistik ist nur die halbe Wahrheit
Die Betreiber der Korbacher Müllverbrennungsanlage lenken mit ihrer Schadstoffstatistik von den Problemen der Anlage ab, kritisiert Daniel May, Grüner Landtagsabgeordneter aus Korbach. „Bei den veröffentlichten Daten handelt es sich um Jahresmittelwerte. Das heißt die Werte werden durch die Zeiten, in denen kein Müll verbrannt wurde, runtergedrückt“, erläutert Daniel May. May erläutert diesen statistischen Trick wie folgt: „Das ist so als ob man den Spritverbrauch eines Autos in Liter pro Jahr ausdrücken würde und dann die Zeit, in der es in der Garage steht, bei der Berechnung des Durchschnittsverbrauchs mit einbezieht.“ So sei unter anderem nach dem schweren Quecksilber-Zwischenfall vom 28. August bis zum 3. November gar kein Abfall sondern Gas verbrannt worden. In dieser Zeit sind natürlich auch keine Probleme mit Schadstoffen zu erwarten.
Fakt sei, dass die Müllverbrennungsanlage in Korbach im Vergleich zu anderen Anlagen, beispielsweise der Verbrennungsanlage in Kassel, eine wesentlich schlechtere Filtertechnik habe. „Wir Grüne haben immer die im Vergleich zu anderen Anlagen geringeren Auflagen kritisiert“, erläutert der Abgeordnete.
Wenn man eine Bilanz über den Schadstoffausstoß der Müllverbrennungsanlage in Korbach machen wolle, müsse man eher auf die Überschreitungen der Grenzwerte schauen. „Und dabei ist zu beachten, dass die in Korbach zugelassenen Grenzwerte die höchstmöglichen sind, während bei anderen Anlagen geringere Grenzwerte von den dortigen Behörden erlassen wurden“, unterstreicht Daniel May. Besonders die Emissionsspitzen seien für die Betrachtung wichtig. „Daher sind nicht Jahresmittelwerte, sondern Tagesmittel- und Halbstundenmittelwerte einzuhalten.“
Insbesondere verweist Daniel May auf den massiven Quecksilberstörfall im August letzten Jahres. Wie das Umweltministerium in der Antwort auf ein Auskunftsersuchen an den Abgeordneten mitgeteilt hat, ist nach Untersuchungen des Regierungspräsidiums (RP) Kassel damals wesentlich mehr Quecksilber ausgetreten als vom Anlagenbetreiber damals geschätzt. Während MVV von 1,2kg für 30Stunden ausging, geht das RP nun von 4,6kg ausgestoßenem Quecksilber aus – zum Vergleich: Maximal zulässig wären 0,05kg pro Tag (eine Kopie der Antwort ist auf www.daniel-may.de einzusehen).
„Vor dem Hintergrund dieses Vorfalls aber auch erneuten Grenzwertüberschreitungen in diesem Jahr ist vielleicht etwas mehr Bescheidenheit beim Abfeiern der Korbacher Müllverbrennungsanlage angebracht“, meint Daniel May mit Blick auf die öffentlichen Erklärungen der MVV. Denn trotz einiger Auflagen, die das Regierungspräsidium im Anschluss an den Quecksilbervorfall machte, kam es in diesem Frühjahr erneut zu Überschreitungen der Grenzwerte, wenngleich nicht so massiv wie im August letzten Jahres (der Halbstundenmittelwert wurde zweimal überschritten: 0,07mg/m³ statt 0,03mg/m³). Außerdem gab es (wie auch Vorfälle in 2009) Überschreitungen beim Grenzwert für Chlorwasserstoff.
Die Probleme mit Quecksilber haben nach Informationen des Abgeordneten dazu geführt, dass nun die Landesregierung ein Forschungsvorhaben zur Emissionsminderung von Quecksilber bei der Verbrennung von Abfällen auflegen werde.
Für die Zukunft wünschen sich die Grünen statt schönen Statistiken eine tatsächlich sicherere Anlage. „Es handelt sich bei der Müllverbrennung ja nicht um eine experimentelle Technik, sondern viele Anlagen mit viel besserer Technik zeigen, wie man es besser machen könnte. Wir fordern von MVV aus den Ereignissen der bisherigen Betriebszeit zu lernen und bei der Filter- und Sicherheitstechnik in der Korbacher Müllverbrennungsanlage drauf zu satteln.“, so Daniel May abschließend.